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... Don't worry, be happy!

Hola aus dem Land des Sonnenscheins,

 

heute endet mein erster Monat auf der Insel, damit auch mein erster Monat im Pionierdienst. Mit einigen Schwierigkeiten und gesundheitlichen Problemen war er mehr als erfolgreich. Dazu gleich mehr.

 

Zuerst, warum der Bericht auf sich warten ließ. Von den vier Wochen hier war ich genau eine Woche krank gewesen. Hatte zuerst eine starke Migräne, wobei ich zwei Tage nicht aus dem Bett kam und direkt im Anschuss hohes Fieber, dass sich tagelang konstant hielt. Alle von Euch, die davon wussten, haben mich sehr liebevoll mit ihren Anrufen und Emails unterstützt. Wie froh ich darüber war, kann ich gar nicht beschreiben! Danke!

Auch die örtlichen Brüder hier haben sich sehr um mich gekümmert. Ein Ältester war mit einer Tüte voller Bananen vorbeigekommen, ein anderer hatte mit seiner Frau täglich nach mir geguckt, habe viel Besuch von anderen Brüdern und Schwestern gehabt und sogar aus Bethel haben Brüder angerufen, um nach mir zu fragen. Wie man sieht, hier ist man nie alleine, immer umsorgt und versorgt. So war ich nach einer Woche wieder soweit, dass ich in den Dienst konnte, obwohl sich die Schwäche noch etwas länger hielt.

 

Und was die Ärzte angeht: Eins ist klar, man will hier bestimmt nicht krank werden und wenn, dann kuriert man lieber zu Hause. Bei der Blutabnahme haben sie mir so lange in der Arm gestochen bis ich das Bewusstsein verlor. Dass man sich dann hinlegen sollte und Füße hoch (meine erste Hilfe ist zwar länger her, aber ich kann mir denken, dass es Lektion Nr.1 ist), war denen auch neu. Aber das ist noch lange nicht so schlimm, wie das, was sich kürzlich hier bei uns zu Hause ereignet hat. Eine junge Schwester war zu Besuch, sie hatte Augenschmerzen, also ließ sie sich von Ines puren Zitronensaft in die Augen gießen. Es sei die Empfehlung ihres Arztes gewesen. Vielleicht irre ich mich ja und es ist wirklich ein Wunderheilmittel, aber die Schwester saß noch stundenlang mit blutroten tränenden Augen da. Irgendwie traue ich dem Rezept nicht wirklich.

 

Wie es mir sonst so geht? Nun, habe immer noch kein eigenes Bett. Die große tolle Matratze war auch nach einigen Nächten undicht, dann habe ich während ich krank war, eine Matratze bekommen, die wir auf Backsteine platziert hatten..leider ist mir erst nach einigen Tagen aufgefallen, dass diese völlig verlaust war :(.. das hatte mich am meisten erschüttert, mehr als die Krankheit zu derselben Zeit. Habe doch schon mit den Moskitos und Ameisen genug zu kämpfen. Jetzt benutze ich vorübergehend ein Bett von einer Schwester und nächste Woche kaufe ich mir einfach ein eigenes. Bastante!

 

Nebenbei ein Wort an alle hauswirtschaftenden Menschen unter uns (habe bewusst das Wort "Hausfrauen" vermieden). Wer über Hausarbeit meckert, obwohl sein Haus voller Hightechgeräte wie Waschmaschine, Mikrowelle, Wasserkocher, Staubsauger und anderem Luxus, wie fließendem Trinkwasser und Strom verfügt, dieser sollte sich für einige Wochen in einen dominikanischen Haushalt begeben und einfach auf sich wirken lassen, wie es ist, wenn man bei Kerzenlicht Tomaten, die man in ein Salat schneiden möchte erst in Chlorwasser, dann in Kranwasser und dann in Trinkwasser wäscht, dann dieselbe Prozedur mit dem benötigten Geschirr, dabei schön aufpassen, dass man bei der Dunkelheit nicht übersieht, wie eines der Insektenmitbewohner auf dem Teller landet. Ich verspreche, dass ich das Kochen zurück daheim lieben werde!!

Und dennoch muss ich mich darüber wundern, wie man sich an all das gewöhnen kann. Genauso an kalte Duschen oder warme Wannen in einer ca. 60 cm Durchmesser großen Schüssel. Um die gesamte Wanne mit heißem Wasser zu füllen, müsste man das Wasser min 20 mal in einem Kochtopf erhitzen. Dazu habe ich mich bisher noch nicht überwinden können. Wozu auch..wer braucht schon eine warme Wanne, kalte Dusche ist sowieso besser für das Immunsystem.

 

Und ich bin die letzte, die sich hier beschweren sollte. Ich war vor einiger Zeit nach dem Dienst eine kranke Schwester besuchen. Das Haus, in dem sie zu dritt leben, war höchstens 4X4 qm, die Toilette ein Loch draußen. Die Küche, welche zugleich als Badezimmer dient, ist klein und dunkel. Das Haus glich mehr einem Gartenschuppen. Es fällt mir richtig schwer, das zu akzeptieren. Es hatte mich an dem Tag total aus der Bahn geschmissen, war den Tränen nahe. Würde so gerne helfen, irgendwie. Aber wie? Vor allem dauerhaft? Hier läuft zu viel falsch, als das man das beheben könnte. Die Grundlage ist kaputt. Man fühlt einfach, dass es nicht normal ist, dass Jehova es so nicht gewollt hat. Und umso mehr will man dann in Dienst und versuchen, diesen Menschen, eine Hoffnung zu geben. So habe ich vor kurzem ein Studium durchführen können, bei dem das "Haus" aus reinem Blechbüchsen, die an ein Holzgerüst genagelt waren, bestand. Die Küche war eine Feuerstelle draußen. Es war eine Mutter mit 4 Kindern, die sich alleine durchschlägt. Und das ist noch lange keine Ausnahme.

 

Was ich dabei sehr bewundere, sind die lächelnden und freundlichen Gesichter. Diese Menschen leben in den für uns unwürdigsten Umständen, schreiben aber „Dios es amor“ (Gott ist Liebe) auf ihre brüchigen Häuser. Was mir auffällt, wenn im Dienst die Frage aufkommt, wer für all das Leid in der Welt verantwortlich ist, so sagen die wenigsten, eigentlich bisher noch keiner, dass Gott dahinter steht. Sie danken Gott, für die Kraft, die er ihnen gibt, das alles auszuhalten. Ich kann nicht anders, als an zu Hause zu denken und daran, wie undankbar viele Menschen dort doch sind. Natürlich sind auch dort Probleme und Leid, Krankheiten und Tod.. aber hier geht das alles an den Menschen auch nicht vorbei und trotzdem so dankbar und freundlich. Was macht es uns so schwer ab und an zu lächeln? Was belastet uns so sehr? Was sind es für Sorgen, die nie ein Ende zu haben scheinen? Manchmal passiert mir, dass ich solange wie andere bereits lächeln, die Hand heben, grüßen und "Como estas?" fragen, erst den Gedanken dazu entwickle und bis mein Gehirn den Impuls schickt es auch zu tun, ist der Moment schon vorbei. Woran liegt es? Mentalität? Sonne? Gibt es Studien aus der Gehirnforschung dazu? Ich werde es nicht verstehen. Und ich glaube, es werden noch so einige Fragen auftauchen, auf die ich keine Antwort weiß.

 

Trotz allem ist der Dienst eine Freude. Es klingt unglaublich, aber ich habe im Moment 7 Bibelstudien!! Mein Spanisch wird von Tag zu Tag besser, obwohl mir die Zeiten noch etwas Probleme bereiten. Aber die Leute scheinen mich tatsächlich zu verstehen. In der letzten Woche war ich viel mit Schwestern aus Österreich im Dienst. Man kann sich vorstellen, wie mir zumute war zu einem Studium zum ersten Mal zu gehen, mit jemandem, der mir im Spanischen so gut wie keine Hilfe sein würde. Es lag alles bei mir, aber es hat Riesenspaß gemacht! Heute habe ich ein Studium ganz spontan, ohne Vorbereitung durchführen müssen und dann noch zum Thema "Feste und Feiern", weil eine Schwester mich gebeten hat, für sie einzuspringen. Ich muss zugeben, dass ich selbst sehr erstaunt über diese Fortschritte bin und ich fühle die Unterstützung Jehovas ganz stark dabei.

 

Heute war auch ein ganz besonderer Dienst, weil wir wie jeden Mittwoch in den "Campus" gefahren sind, d.h. in ein abgelegenes Gebiet in den Bergen. Hier ist der Lebensstandard noch eine Stufe unter dem von Ocoa und dementsprechend sind die Menschen noch einfacher und noch ansprechender für die Wahrheit. Mir scheint, als ob jeder gerne studieren würde, denn jeder, dem man es anbietet, will gerne ein Studium haben. Die Erfahrung in diesem Dienst ist einfach einmalig. Auch der Weg dorthin: Wir fahren durch Flüsse, auf felsigen Straßen, die zum Teil vom Regen weggeschwemmt wurden, durch Wald. Es ist wie eine Safaritour. Manchmal fahren wir hinten auf dem Deck eines Trucks mit oder wie heute, als wir zu 7 im Auto unterwegs waren, einer davon im Kofferraum. Polizei? Nein, die haben kein Problem damit. (Auch nicht, wenn 5 Personen auf einem Motorrad unterwegs sind). Schön ist auch das gemeinsame Mittagessen, wenn sich alle Brüder nach einem Vormittag im Dienst versammeln. Insgesamt ist man dann zwischen 7 und 10 Stunden unterwegs. Einen kleinen Einblick könnt Ihr durch die Fotos, die ich neu hochgeladen habe, bekommen. Es ist einfach unglaublich und wundervoll und ich freue mich über alle Maßen, weil ich diese Erfahrung machen kann!

 

Meine Lieben, danke für Eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten mal.

Eure Katja

 

PS: Paar Video-Eindrücke der letzten Tage

Im Dienst mit Josline.

In diesem Stadtviertel hatte ich nachher ein tolles Studium! Hier ist es die erste Woche im Dienst (daher das Spanglisch).

 

Fahrt auf dem Laster. 

Diese Strecke nach El Pinar bin ich bis zum Ende genauso gefahren. Hier der Dienst des ersten Monats.

 

Ein ganz "normaler" Putztag.

Diese Putzmethode ist manchmal wirklich die einzige Art, den Staub und Insekten aus der Wohnung zu kehren.

So sieht man oft "Tonnen" von Wasser aus den Häusern fließen.   

 

Kochen im Dunkeln.

Ein lustiger Zufall, der mir nicht erlaubt, Euch meinen ersten Plov im Leben zu zeigen ;) ...

PS: "Plov" ist ein Reisgericht. :)

Julia (Mittwoch, 06 April 2016)

Schön geschrieben! Deine Sis