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Erste Eindrücke

Buenas tardes mis queridos!                                                            

Como estan?

 

Nun bin ich schon einige Tage am Ort meiner Zuteilung. Es ist San Jose de Ocoa, ein wunderschönes Städtchen in einem Tal, umgeben von Bergen. Es ist nur eine Stunde entfernt von der Hauptstadt, Santo Domingo. Was auffällt, sind die bunten Häuser, die sich aneinanderreihen. Eines in Türkis, das nächste in Gelb, dann Blau, Grün, usw. Alle Fassetten des Regenbogens. Mir ist alles noch so ungewohnt, so anders..manchmal habe ich das Gefühl, ich befinde mich von einer Filmkulisse und es ist nicht echt, was ich sehe.

 

Noch viel schöner als die Gegend sind die aufgeschlossenen, immer lächelnden Menschen, die dich grüßen und Como estas? fragen. Mir passiert schonmal, dass mir jemand mitten auf der Straße die Hand reicht und nach meinem Befinden fragt. Was uns eigenartig vorkommt, ist hier die Regel. Die Dominikaner sind, soweit ich sie kennengelernt habe sehr lebensfroh und besonders laut. Sie sitzen abends draußen vor ihren Häusern, spielen Domino, während aus allen Ecken Merengetöne erschallen. Sie lieben das Tanzen. Und ebenso die Versammlung kommt jede Woche zusammen um zu tanzen. Habe schon meine ersten Merenge und Bachataversuche hinter mir. Es ist doch kein Joggen auf der Stelle, wie es mir immer vorkam. Es hat sogar System, mit Brücken und Drehungen. Es macht Riesenspaß, besonders weil dann alle tanzen, ob eine 60 Jahre alte Schwester oder die Kleinen.

 

Das Haus, das nun mein zu Hause ist, ist zwar sehr einfach (für europäische Verhältnisse), aber dennoch gemütlich und einladend. Es hat auch seine Besonderheiten, wie z.B., dass es keine Glasscheiben gibt, nur ein Gitter, dann ein Netz gegen die Insekten und Holzladen. So hört man alles, was sich im Umkreis ereignet, weshalb ein Schlafen ohne Ohrstöpsel gar nicht möglich ist (für mich jedenfalls, keine Ahnung, wie Ines-meine „Companera“-es schafft).  Wasser und Strom sind hier ein Luxus. So freut man sich tatsächlich ohne Ende über eine kalte Dusche und den Moment, wo man für einige Stunden seine Akkus aufladen kann und es einfach genießen kann, das Bad und die Küche mal bei Licht zu sehen. Diese Zimmer befinden sich nämlich an der Seite des Hauses, wo das nächste Haus direkt angebaut ist, wodurch absolut kein Sonnenlicht durch die Fenster kommt. Und es ist nicht gerade eine Freude hier im Dunkeln zu tappen. Man weiß nie, wo sich die nächste „Cucaracha“ (Kakerlake) versteckt, oder auch Spinne..Tarantel, so groß wie eine Hand, wurde auch schon im Haus von Brüdern gesichtet. Die Arme Laura, sie war nah dran nach Hause nach Kanada abzureisen. Aber hier wäre wohl auch meine Grenze ;).

 

Hier ein Rundgang durch die Wohnung. Euch wird auffallen, wie dunkel manche Zimmer am helllichten Tage sind. Das kommt davon, weil die Häuser sehr nah aneinander gebaut werden, sodass hinter dem Fenster sofort die Wand des nächsten Hauses folgt.

Fotos: Die Luftmatratze und Moskitonetz

Mein Zimmer nach ca. 18 Uhr, denn Strom kommt erst gegen 21 Uhr, wenn überhaupt.

 

Ach ja, die Wäsche wäscht sich hier auch nicht auf Knopfdruck und auch nicht im heißen Wasser. In einer Art Trommel wird die Wäsche mit Wasser übergossen, darüber Waschpulver und dann, nachdem es einige Zeit geschleudert wurde, muss man es von Hand auswaschen und trockenschleudern. Ja, es kommt so einiges auf mich zu, was mich sehnsüchtig an mein luxuriöses Zuhause denken lässt.

 

Und mein Zimmer? Nun, die ersten Nächte habe ich mit Ines ein Bett geteilt. Dann, nachdem ich mir mein Zimmer zurechtgemacht habe- ausgemistet, geputzt, beinahe desinfiziert- habe ich mir Matratze, die ich zwischen Sachen gefunden habe, die Needgreaters (das ist offiziell auch mein Titel) aus den USA vor mir hier gelassen haben, aufgepumpt. Leider hatte diese ein Loch, so schlief ich ab etwa der Hälfte der Nacht auf dem Boden. Ich muss zugeben, all diese Umstände zusammen haben mich ein kleinwenig entmutigt. Muss auch zugeben, dass ich sogar zum ersten mal im Leben um sowas wie ein Bett und Moskitonetz (habe auf jedem Fuß ca. 15 Stiche) gebetet habe. Und ich hab´s selbst nicht geglaubt, als gestern in der Zusammenkunft eine Schwester kam und mir sagte, sie habe eine große, hohe Matratze, die sie nicht gebraucht und mir geben kann und sogleich kam die nächste Schwester, die wohl meine, nach einer Moskitoparty entstellten Füße gesehen hat und bot mir ihr Moskitonetz an.  So wurde mein egoistisches Gebet noch am selben Tag beantwortet :).

 

Ich will auf keinen Fall den Eindruck machen, dass es mir hier nicht gut geht. Das bestimmt nicht. Diese für mich fremden Umstände sind die Norm für die Menschen hier. Sehr viele haben nicht einmal das. Im Dienst bekommt man so vieles mit. Viele wohnen in Hütten, fast Slums und kochen ihr Essen draußen auf einer Feuerstelle. Sie haben so wenig und doch sind sie sehr willkommend und bieten an, was sie gerade haben, vielleicht das Beste oder einzige, was sie haben.

Wenn man einen Tag in solch einer Gegend gepredigt hat, kommt man nach Hause und freut sich darüber, was man alles hat und vergisst, was einem fehlt.

Der Dienst selbst ist hier auch so anders, so besonders. Es fängst damit an, dass man keine eigenen Gebiete hat. Nach der Dienstzusammenkunft wird der Gruppe ein Gebiet zugeteilt und es machen sich dann 6, 10, 20 Leute daran eine Straße zu bearbeiten. Das erste Paar bei der ersten Tür, das nächste bei der nächsten, usw. Das erste Paar fragt sich dann bei den Hausbesitzern durch, ob schon jemand da war. Das macht niemandem etwas aus. Auch nicht, dass eine Gruppe von 20 Leuten vor deren Haustür steht und laut diskutiert, wer wohin geht.

 

Anstelle von klingeln (es gibt keine Klingeln, geschweige denn Lautsprechanlagen) wird hier einfach: Saludos! ins Haus oder Hof gerufen. Die Türen sind offen, jeder ist willkommen. Sie wollen immer, dass du dich hinsetzt und lassen alles liegen, um dir zuzuhören. Die Dominikaner sind sehr religiös. Sie lieben die Bibel, nicht die Kirchen. So sieht man immer jemanden, der draußen vor seinem Haus sitzt und die Bibel liest. Auch der Name Jehovas ist ihnen bekannt. Ich war sehr erstaunt, im Internetcafe auf der Trennwand zu lesen: Jehova es mi pastor. Sie schreiben den Namen Jehovas auf ihre Häuser und Läden. Deswegen ist es niemandem neu, wenn wir es im Dienst gebrauchen.

 

Jeden Tag außer montags ist Dienstzusammenkunft. In der Woche sogar vor-und nachmittags. Ich bin so gerne im Dienst, bisher war ich außer Samstag jeden Tag und wenn der Handwerker sein Visit nicht angekündigt hätte, wäre ich auch dann gegangen (er ist dann doch nicht gekommen, schon ok..das ist dominikanisch). Es ist eine Freude zu sehen, wie sehr die Menschen schätzen, was man ihnen erzählt. Mache sogar schon einige Fortschritte im Spanischen. Konnte schon an einer Tür vorsprechen, heute habe ich Traktate angeboten. Es fällt einem nicht schwer, selbst wenn es mit der Sprache noch nicht so klappt, wie man es gerne hätte, weil immer ein Lächeln und „Gracias“ folgt. Habe sogar Angst Bibelstudien anzubieten, weil ich dann wohl ganz sicher welche hätte. Fühle mich aber im Spanischen noch nicht so sicher. Ein Paar aus Kanada hatte im ersten Monat schon 4 Studien und 3 davon besuchten die Zusammenkünfte, obwohl deren Spanisch noch schlechter ist als meins, wie sie meinten.

 

Wie man sieht, habe ich jede Menge Eindrücke mit Euch zu teilen. Es ist wirklich wunderschön, diese Erfahrung mit allem, was sie mit sich bringt, zu machen. Es ist aber erst der Anfang und ich habe noch so vieles vor mir.

 

Hoffe nur, dass ich so schnell wie möglich Fortschritte im Spanischen mache. Und das ist wohl allein dadurch gesichert, dass meine Partnerin, Ines, eine Dominikanerin ist und genauso viel Englisch spricht wie ich Spanisch. Es ist schwer zu glauben, aber wir verstehen uns tatsächlich. :)

 

Es wird langsam Zeit, dass ich mit meinem Bericht für heute zum Ende komme. Es wäre sowieso besser, Ihr kommt hierher und macht Eure eigenen wunderschönen Erfahrungen. :)

Bitte lasst mich wissen, wie es Euch dort drüben geht.

 

Muchos saludos!

Eure Katharina

 

Fotos: So sieht San Jose de Ocoa aus

Julia (Mittwoch, 06 April 2016 11:22)

Das hast du echt schön geschrieben. Am liebsten würde ich gleich nochmal in die DomRep, besonders mit dir, fliegen. Dein Schwesterchen :-*